Ausstellung "Rheine ist nun Kunststadt"
Wie kommt die Kunst ins Museum? Diese Frage stellen sich gelegentlich Besucherinnen und Besucher im Falkenhof Museum Rheine. Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein war das städtische Leben in der Emsstadt durch die Textilindustrie, Eisenbahn und Bundewehr geprägt; eine traditionsreiche Museumssammlung gab es in Rheine nicht. Trotzdem kann man heute im Falkenhof italienische Tafelmalerei des 14./15. Jahrhunderts bewundern oder Werke der „Kölner Progressiven“, die die politische und gesellschaftliche Entwicklung um 1930 kritisch begleiteten.
Zu verdanken ist dies einem begeisterten Kunstsammler aus dem Rheinland. Der Kölner Kasimir Hagen (1887 – 1967) hatte über Jahrzehnte eine umfangreiche Sammlung aufgebaut und stand im Alter gemeinsam mit seiner Ehefrau Helene Hagen vor der Aufgabe, sich um den Verbleib all der Gemälde, Grafiken und Skulpturen aus unterschiedlichen Epochen zu kümmern, die bislang in ihren privaten Wohnräumen untergebracht waren. Er hatte bereits Sammlungskonvolute an Museen in Köln, Bonn und Wesel gegeben und suchte in den frühen 1960er Jahren mit einer Zeitungsannonce weitere rheinische Städte.
An dieser Stelle kommt Rheines damaliger Stadtarchivar Dr. Heinrich Büld ins Spiel. Er bewarb sich bei dem Kölner Sammler Kasimir Hagen mit dem Hinweis, dass auch „Rheine“ dem Namen nach eine „rheinische“ Stadt sei. So brachte er die Möglichkeit ins Gespräch, im städtischen Falkenhof, in dem ein Museum etabliert werden sollte, die Kunstschätze angemessen zu präsentieren.
Im September 1964 war es dann so weit: 700 Kunstwerke wechselten den Besitzer, verbunden mit der Auflage, die Sammlung im Falkenhof öffentlich zu präsentieren. Dies dauerte noch einmal vier Jahre, wurde dann aber von der Presse in Rheine und im Münsterland mit euphorischer Begeisterung aufgenommen. Rheine würde nun endlich Kunststadt, der Falkenhof ein Musentempel und Wallfahrtsort für Kunstliebhaber. Der Stolz über die Sammlung war so groß, dass in den 1980er Jahren der ursprünglich nach Bonn gegebene Teil ebenfalls von der Politik nach Rheine geholt wurde
Die Ausstellung „Rheine ist nun Kunststadt“ ist mehr als ein Blick zurück auf dieses Ereignis. Sie nimmt die Schenkung und den Schenker neu in den Fokus. Woher bezog Kasimir Hagen seine Kunstwerke? Was bedeuten sie uns heute? Was ist mit dieser Sammlung zu tun? Welche Verantwortung bringt ein solches Erbe für die Stadt? Gleichzeitig bietet die Ausstellung im Grafikkabinett des Falkenhof Museums neue Einblick in die Sammlung. Gezeigt werden Gemälde, Zeichnungen, Grafiken und Skulpturen aus sieben Jahrhunderten, darunter auch zahlreiche magazinierte Kunstwerke, die bislang selten oder nie ans Licht der Öffentlichkeit kamen.
Eintritt frei
Öffnungszeiten Di - Sa 14 - 18 Uhr, So 10 - 18 Uhr
Falkenhof Museum; Tiefe Straße 22; 48431 Rheine
05971 939 711. falkenhof@rheine.de
Laufzeit: Bis 21. April 2025
24.12., 25.12., 31.12. sowie 01.01.2025 geschlossen.