Vorgeschichte

Vorgeschichte

(Prähistorie, Urgeschichte) nennen wir den Zeitraum der menschlichen Frühzeit, welcher der durch schriftliche Überlieferungen zu erhellenden Vergangenheit (Geschichte) vorangeht. Unter Frühgeschichte ist der darauf folgende Zeitabschnitt zu verstehen, für den schriftliche oder sonstige historische Quellen (z.B. Münzen, Namen etc.) zwar bereits vorliegen, ohne dass diese jedoch allein für eine historische Bestandsaufnahme ausreichten. Die Vorgeschichte eines Raumes beginnt mit dem Nachweis der Anwesenheit von Menschen, wobei Menschen als „Werkzeug herstellende Lebewesen“ definiert werden.

Urne mit Beigefäß aus dem Gräberfeld der jüngeren Bronzezeit/ Eisenzeit am Hilgenfeld in Hauenhorst (Museum Emsdetten)

 

Für Rheine umfasst die Vor- und Frühgeschichte einen Zeitraum von mehr als 100.000 Jahren. Als ältestes von Menschenhand hergestelltes Werkzeug in Rheine gilt ein Steinartefakt aus der Zeit des Neandertalers, welches südöstlich von Mesum gefunden wurde. Immerhin belegt dieser Fund die Anwesenheit von Jägern, die damals anatomisch noch nicht den heutigen Menschen entsprachen.

Im letzten Abschnitt der Altsteinzeit, seit etwa 10.000 v. Chr., haben sich öfter Jäger und Sammler im Raum Rheine aufgehalten, wie verschiedene Funde von Jagdwerkzeugen aus dieser Zeit nahe legen. Grabstätten erlauben bereits Rückschlüsse auf den Totenkult oder die Sozialstruktur einer Kulturgemeinschaft. Das Megalithgrab im Schotthock aus der Zeit der Trichterbecherkultur ist das älteste Bodendenkmal in Rheine. Die Grabhügelfelder in Mesum, Hauenhorst und Altenrheine mit Erd- oder Urnenbestattungen zeugen von längeren Besiedlungsphasen im Raum Rheine seit der Jungsteinzeit, auch wenn Spuren der eigentlichen Wohnsiedlungen unserer Vorfahren erst aus der Eisenzeit vorhanden sind.

Die Auseinandersetzungen zwischen Römern und Germanen sind Anlass für Berichte zeitgenössischer Autoren über das freie Germanien. Dem römischen Geschichtsschreiber Publius Cornelius Tacitus (ca. 55-116 n. Chr.) verdanken wir erste länderkundliche Informationen über die Germanen. In seinem Alterswerk „Annalen“ berichtet er u.a. über den Feldzug des Germanicus im Land der Brukterer links und rechts der Ems. Bei der Interpretation ist allerdings zu bedenken, dass Tacitus selbst nie in Germanien war und seine Geschichtswerke für ein römisches, an lokalen Einzelheiten nicht interessiertes Publikum geschrieben hat. Ob die Römer im Rahmen von Germanicus´ Feldzügen im Gebiet des späteren Rheine waren, lässt sich aus den Annalen nicht erweisen.

Auch die Missionierung des Emsraumes im 8. Jahrhundert ist auf Grund der Quellenlage noch Frühgeschichte. Sicher wissen wir nur, dass es an der Emsfurt in Rheine 838 eine Kirche mit zugehörigem Königshof, genannt villa Reni, gibt. Mit der Urkunde Ludwigs d. Fr. als erstem schriftlichen Beleg beginnt die Geschichte von Rheine.