1918 - 1932

Die Jahre der Weimarer Republik

Das Ende des Ersten Weltkrieges ist mit einer grundlegenden Veränderung der politischen Strukturen in Deutschland verbunden.

Am 9. November 1918 ist die Monarchie der Hohenzollern bereits gestürzt worden, bevor am 11. November 1918 im Wald bei Compiègne der Waffenstillstand zwischen Deutschland und den Alliierten unterzeichnet wird.

 

Das Ergebnis der Wahl des Reichspräsidenten am 13.3.1932

 

Auch in Rheine wird das Ende des Kaiserreiches zunächst als der Zusammenbruch jeglicher Form staatlicher Gewaltausübung und Kontrolle empfunden. So erklärt es sich, dass hier - wie anderswo - mit den Arbeiter- und Soldatenräten neue Organisationsformen geschaffen werden, die bis zur Wiederherstellung einer gefestigten staatlichen Ordnung auch von politisch gemäßigten Gruppierungen mitgetragen werden. Die politische Linke sieht in ihnen eine auf Dauer angelegte, qualitativ neue Form der politischen Verfassung, kann sich mit dieser Auffassung jedoch nicht durchsetzen.

In der ersten Hälfte des Jahres 1919 kann sich die Weimarer Republik etablieren. Sie realisiert ein nie gekanntes Maß an politischen Mitbestimmungsrechten der Bürger auf allen politischen Ebenen. Dies wird besonders deutlich in der Ausdehnung des Wahlrechtes auf die Frauen sowie in der Abschaffung des Dreiklassenwahlrechtes.

Auf örtlicher Ebene treten nun neben den bisher schon vorhandenen Parteien neue politische Gruppierungen, die fast die gesamte Bandbreite des im Reich vorhandenen politischen Spektrums abdecken, jedoch nicht verhindern können, dass die Zentrumspartei bis 1933 im Rat die absolute Mehrheit der Stimmen behält.

Die Unruhen der frühen Jahre der Republik - der Kapp-Putsch 1920, die Ruhrbesetzung 1923 und ihre Folgen - finden auch in Rheine ihren Niederschlag. Dabei ist auch die räumliche Nähe zum Ruhrgebiet, einem der zentralen Krisenherde dieser Jahre, von Bedeutung.

Die politische Beruhigung, die Mitte der zwanziger Jahre eintritt, ermöglicht es, neue Maßnahmen im Rahmen der Sozialstaatlichkeit umzusetzen. Hierzu gehört in erster Linie - noch heute an vielen Stellen im Stadtbild erkennbar - die Förderung des Wohnungsbaus durch die Kommune, aber auch durch genossenschaftliche Träger und durch das Unternehmertum. Typisch für diese kurze Zeitspanne dieser „Goldenen Zwanziger“ ist auch die prachtvolle Art und Weise, wie die Stadt Rheine und die in ihr verwurzelten Vereine das 600. Jubiläum der Stadtrechtsverleihung feiern.

Die Probleme, die schließlich zum Ende der Weimarer Republik führen, zeigen sich auch in Rheine: Im Gefolge der Weltwirtschaftskrise geraten etliche der hier ansässigen Textilbetriebe in Turbulenzen, müssen schließen oder zumindest Arbeiterinnen und Arbeiter entlassen; Auswirkungen hat die schlechte konjunkturelle Lage auch auf den handwerklichen Mittelstand. Hier finden die Parteien, die die Weimarer Republik mit gänzlich unterschiedlichen Perspektiven bekämpfen, ihren Nährboden. Die NSDAP tritt 1923/24 kurz in Rheine auf, um dann erst wieder in den Jahren der Weltwirtschaftskrise an Bedeutung zu gewinnen. Auch die KPD gewinnt zu Beginn der dreißiger Jahre bei den politischen Wahlen an Einfluss.

Von etwa 1930 zeigen sich erhebliche Veränderungen im politischen Klima: Auseinandersetzungen werden immer weniger argumentativ als vielmehr mit Gewalt auf der offenen Straße ausgetragen.