Mobilität umfasst alle Arten der Fortbewegung: zu Fuß gehen, Rad fahren, Auto, Bus oder Zug fahren, fliegen – sowie zukünftige Arten der Fortbewegung, die es heute noch nicht gibt. Mobilität berührt viele wichtige Zukunftsthemen wie die CO2-Minderung und die Lösung von innerstädtischen Verkehrsproblemen.
Deshalb wurde die Mobilität ins Bürgerforum aufgenommen als eines der Hauptthemen im Strategieprozess. Um sie ganzheitlich betrachten zu können, wurde „Mobilität“ nicht vorher eingegrenzt auf Themen wie den Radverkehr, den öffentlichen Personen-Nahverkehr oder das Kraftfahrzeug. Offenbar war diese Entscheidung richtig, denn zur Mobilität gab es vielfältige Reaktionen und die mit Abstand meisten Vorschläge aus der Online-Beteiligung.
Ergebnisse der Bürgerbeteiligung
Aus der Online-Beteiligung und den Arbeitsgruppen lassen sich folgende Hauptthemen ableiten
Radverkehr
Hinweise und Anregungen der Bürgerinnen und Bürger:
weitere Fahrradstraßen
weitere Einbahnstraßen ausweisen als in Gegenrichtung befahrbar für den Radverkehr
Der ÖPNV hat zurzeit einen Anteil von acht Prozent am Gesamtverkehrsaufkommen. Um den ÖPNV zu verbessern und seine Nutzung zu steigern, haben Bürgerinnen und Bürger Folgendes benannt:
Anpassung des Liniennetzes, der Beförderungszeiten und der Beförderungskosten im Sinne einer Anreiz- und Angebotsplanung
Ausbau der Wege zur Haltestelle für Radfahrer und Fußgänger
Verknüpfung verschiedener Verkehrsmittel an besonderen Haltestellen
individuelle Verkehrsangebote auf Bestellung nach dem Tür-zu-Tür-Prinzip
digitale Bestell- und Bezahlsysteme
Verbesserung des Wetterschutzes für ÖPNV-Reisende
Stärkung umweltfreundlicher Antriebe (Elektro- und Wasserstoffmobilität)
Kraftfahrzeuge
Das Auto wird gerade im ländlichen Raum auch künftig eine Rolle spielen. Sein Anteil ist aktuell und mittelfristig hoch. Derzeit zählen 55 Prozent der Bürgerinnen und Bürger zu den Auto(mit)fahrern. Werden Autoverkehrsströme anders gelenkt oder der Verkehrsraum für Autos eingeschränkt, können dadurch besonders viele Menschen zum Umstieg auf andere Verkehrsmittel bewegt werden. Hierzu wurden folgende Punkte benannt:
Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit auf 30 oder 40 Stundenkilometer auf allen Nebenstraßen im Stadtgebiet
Entwicklung von Stadtbereichen ohne Autos
Beschränkung/Änderung der Auto-Verkehrsführung auf dem Ring
konsequente Kontrollen parkender Fahrzeuge
Stärkung von Car-Sharing-Angeboten (öffentliche Automietkonzepte)
Stärkung umweltfreundlicher Antriebe (Elektro- und Wasserstoffmobilität)
Fußverkehr
Hier hatten die Bürgerinnen und Bürger folgende Anregungen:
fußgängerfreundliche Änderung von Ampelschaltungen
Zebrastreifen/Querungshilfen installieren
Ziele
Die Mobilität der nächsten zehn Jahre wird stark durch den Umweltverbund geprägt sein. Zum Umweltverbund zählen Fußgänger, Radfahrer und der ÖPNV. Besonders der Radverkehr und der ÖPNV sind bedeutsam. Gleichzeitig müssen jedoch auch Straßen für den Autoverkehr erhalten und miteingeplant werden.
Mit welchen Verkehrsmitteln die Bürgerinnen und Bürger in Rheine unterwegs sind, zeigt die Erhebung von 2011. Im bundesweiten Vergleich nutzen in Rheine schon viele Menschen Rad, ÖPNV oder gehen zu Fuß. Aber immer noch mehr als die Hälfte der Wege werden mit dem Auto zurückgelegt.
Abbildung 1: Mobilitätserhebung Kreis Steinfurt, 2011. „Modal Split“ meint den Verkehrsmittel-Mix.
Um die strategischen Ziele zu erreichen, sind folgende Handlungsfelder in den kommenden Jahren umzusetzen
A. Grünring und Fahrradstraßen
In Zukunft soll es einen Grünring in Rheine geben. Das ist ein ringförmiges Netz aus fahrradfreundlichen Straßen, das viele Grünflächen miteinander verbindet wie zum Beispiel Parks. Dieser Grünring soll durch Fahrradstraßen mit der Innenstadt verknüpft werden – wie in einem Spinnennetz:
Abbildung 2: Entwicklungsstrategie Grünring, Masterplan Grün Rheine 2019 mit Darstellung eines Luftliniennetzes zukünftiger möglicher Fahrradverbindungen (orange)
Damit Fahrradstraßen stark genutzt werden, sollten vorrangig gut verknüpfte Straßen im Stadtgebiet verwendet werden.
B. Ausweitung der Tempo-30-Straßen / Fahrradstraßen
Auch um den Grünring umzusetzen, soll es in Zukunft mehr Tempo-30-Straßen geben. Das Straßennetz in Rheine soll überprüft werden, damit nur noch wichtige Hauptstrecken Tempo-50-Straßen bleiben. Auf den so neu entstehenden Tempo-30-Straßen lassen sich Fahrradstraßen etablieren.
Die neue Einteilung in Tempo-30- und Tempo-50-Straßen muss gut mit der Fahrradstraßen-Planung abgestimmt werden, damit Radfahrer die Fahrradstraßen auch nutzen. Gleichzeitig sollen Autofahrern bessere Alternativ-Strecken angeboten werden, die diese annehmen.
Auf Tempo-30-Strecken sind in der Regel keine separaten Radwege vorgesehen, so dass mehr Platz für Fußgänger oder Haltestellen geschaffen werden kann. Auch wenn nicht alle Tempo-30-Strecken als Fahrradstraßen ausgewiesen werden können, können Radfahrer Tempo-30-Straßen sicher und gut befahren.
Für eine fahrradfreundliche Stadt ist zudem wichtig, die Rad- und Fußwege auf der Strecke und an Kreuzungen zu verbessern.
Durch den Bau von möglichst standardisierten Mobilitätsstationen sollen die verschiedenen Verkehrsarten miteinander verknüpft werden. Zum Beispiel soll man vom Bus auf das Rad wechseln können, vom Auto auf den Bus oder von der Bahn auf Bus oder Rad. Die Mobilitätsstationen sollen in das Gesamt-Verkehrsnetz eingebunden werden.
D. Verbesserung des ÖPNV
Um mehr Menschen für den Bus zu begeistern, sollen das Liniennetz und die Beförderungszeiten im ÖPNV erweitert werden. Zusätzlich sollen Angebote auf Bestellung im ÖPNV erprobt werden.
Die Stadt Rheine soll Car-Sharing-Angebote (öffentliche Automietkonzepte) unterstützen und fördern. Außerdem wird eine intelligente Lenkung des Autoverkehrs wichtig sowie die Stärkung umweltfreundlicher Antriebe (Elektro- und Wasserstoffmobilität).